Mittwoch, 27. Dezember 2017

Requiem für einen Kirchenmusiker

Die heutigen Texte verbinden uns mit dem Tagesheiligen Johannes den Evangelisten, der beim letzten Abendmahl an der Seite Jesu saß und von dem das Evangelium schreibt, dass Jesus ihn besonders geliebt hat.
Das Evangelium zeigt mir die Unsicherheit, aber auch die tiefe Hoffnung der Jünger. So sagt Maria von Magdala:
Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Joh 20, 2
Obwohl der erste der Apostel Petrus zuerst ins Grab geht, ist es der Zweite, Johannes, von dem berichtet wird, dass er sah und glaubte.
Für mich ist dieses Evangelium das Evangelium der zwei Geschwindigkeiten. Als neuntes Kind hätte N auch irgendwo „unter ferner liefen“ sein Leben lang hintanstehen können. Als Kind, wo die Eltern so früh verstorben sind und er sich als Bub wohl vom einen zum andern abgeschoben vorkam, da hätte vielleicht niemand etwas darauf verwettet, dass sein Leben ein so Großartiges werden könnte.

Das heutige Evangelium zeigt mir gerade im Angesicht des Todes, dass es dem Menschen nicht möglich ist sofort zu erkennen, was für ein Sinn das Ganze jetzt haben soll?!
Dass ausgerechnet Weihnachten mit Tod zu tun hat.

Dass ausgerechnet der siebzigste Geburtstag eures lieben Mannes, Vaters, Schwiegervaters und Opas auf den ihr Euch mit so viel Freude und Liebe vorbereitet habt nicht mehr zu feiern ist.
Dass ausgerechnet heute die Kirche in Altenmarkt so voll ist, aber das Orgelspiel von N nicht erklingt.
Vieles wird anders in eurer Pfarre, aber vor allem in eurer Familie. Ich wünsche Euch als Pfarre und vor allem euch als Familie: Bleibt in der Liebe und bleibt somit in Gott.

Mir imponiert beim Evangelisten Johannes vor allem seine Höflichkeit: Er wartet und geht nicht sofort in das Grab.
Ich danke dem Herrgott, dass er uns mit N einen zutiefst höflichen Menschen geschenkt hat. Einer der sich nicht aufbläht und in der Vordergrund rückt. Einer der mit so viel Liebe seine Arbeit macht, ohne auf viel Anerkennung zu pochen.
Ohne sich viel Aufhebens zu machen, konnte er nie anders, uns auch seine Freuden mitzuteilen, wenn er zB. von seinen Kindern und Enkeln erzählte oder uns die Schönheit der Musik näher brachte. Ich würde ihn einfach als feinen Menschen bezeichnen, der gewusst hat, wie er seine Prioritäten zu setzen hat.
Unvergesslich bleiben mir als Priester natürlich die Minuten vor der Heilige Messe, wo er in die Sakristei kam und sein eigenes Liedprogramm vorstellte. Wenn in irgendeinem Kirchenlied Kampf und Streit vorkam, wurden diese Strophen von ihm großherzig übersprungen. Vielleicht ist das ja auch dem zweiten Teil seines Vornamens geschuldet. Ja, zutiefst friedliebend war er.

Gestern bei der Vesper ist mir einmal mehr aufgefallen, dass unser Abt Gerhard immer wenn er das Vaterunser anstimmen sollte, ein Pause lässt. In meiner Hektik habe ich dann ab und an gedacht, ja merkt er gerade nicht, das er jetzt dran ist. Aber inzwischen glaube ich zu wissen, dass für ihn das Gebet des Herrn etwas so besonders ist und dass es für ihn etwas Großartiges ist, das er seinen Gott Vater nennen darf.
Ähnlich ist es vielleicht auch mit der Stille des Winters und der Stille des Todes. Das eigentliche kommt erst, wenn der Frühling wieder einzieht und wenn wir von unserem himmlischen Vater zum ewigen Leben erweckt werden.
Im Übrigen ist es im Konzertsaal genau das Gleiche. Der Laie weiß oft nicht, wenn es still wird, kann ich schon klatschen? Und ausnahmsweise bin ich heute der Kenner und kann Euch sagen: Da kommt noch was.
In dieser Erwartung auf einen neuen Morgen feiern wir jetzt gemeinsam diese heilige Messe.

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