Freitag, 31. Oktober 2014

Predigt zu Allerheiligen - Respekt

Respekt - Selig
Respekt, dass Sie heute gekommen sind. Liebe heilige Gemeinde von Sankt Gallen/ Altenmarkt.
„Respekt“
Ein kleines Wörtchen das in unserer Zeit (genauer gesagt seit den 60ern und der Bürgerrechtsbewegung in den USA) Furore machte: RESPEKT.
Ein Wort das aus dem Mund einer schwarzen Soulsängerin (Aretha Franklin) viele Menschen (Schwarze, Frauen) angetrieben hat, auf die Straße zu gehen und Rechte einzufordern und das mit Recht.
In der Tat scheint es gar nicht so falsch zu sein: Ich respektiere den anderen in seiner Andersartigkeit - bin also tolerant - und so entsteht dann eine Gesellschaft, wo ein Miteinander möglich ist.
Respekt hat bei Sportlern die Bedeutung, dass ich dem anderen zugestehe, dass er stark ist und mich schlagen kann/ dass ich ihn ernst nehme.
Und doch hat es auch irgendetwas furchteinflössendes dieses manchmal vielleicht gar nicht so kleine Wort.
Ganz anders das Wort „selig“. Es kommt IMMER unbewaffnet daher.
Heute im Evangelium begegnet es uns. Es ist davon die Rede, dass die Schwachen stark werden; die die nicht mit Gewalt gegen andere kämpfen, viel haben werden. Denen es so richtig schlecht geht, denen geht wird es besser gehen. Ist das nicht alle utopisch?
Die harte Realität lehrt uns doch was anderes?! 
Und doch habe wir alle diese Ohnmacht schon mal erlebt. Wir alle haben auch schon mal zu den Schwachen gehört. Und in dem Moment, wo wir ganz unten auf der Verliererseite stehen, ist es Gott der uns berührt und zärtlich annimmt. „SELIG BIST DU!“ 
Letzte Woche in der syrischen Stadt Homs: Ein 84 Jahre alter Angehöriger der griechisch-orthodoxen Kirche hat sich geweigert, seine Wohnung zu verlassen und mit den anderen Christen zu fliehen. Am vergangenen Dienstag wurde er getötet. Ob er Opfer der syrischen Armee oder der Rebellen wurde, bleibt offen. Er war der letzte Christ im Zentrum von Homs.
Ich glaube nicht, dass er seinen Mördern gegenüber so was wie „Respekt“ entgegen bringen konnte.
Und ich glaube auch nicht, dass GOTT zu ihm sagt, Respekt, dass Du Dich hast umbringen lassen.
Vielmehr wird ER sagen: „Selig, die keine Gewalt anwenden“
Die ganze Seligpreisung heißt übrigens „Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.“ Soll heißen, sie haben Zukunft.
Ich muss gestehen, dass ich diesen Satz nicht ganz verstehe?! Wo haben die Christen denn Zukunft?
Seit der ersten Christenverfolgung im römischen Reich sind sich die Christen darin einig, dass es einen Nutzen bringt, sich nicht mit Gewalt zu wehren. Man sagt: Das Blut der Märtyrer ist der Samen, aus dem die neue Kirche entsteht. Das ist nicht so, weil Gott Blut sehen will, sondern weil die Menschen sich mit dem Leiden Christi verbinden und Leid so nie mehr sinnlos ist.
Es gab und gibt auch Christen, die sich wehren. Die Gewalt anwenden. RESPEKT FORDERN. Aber von denen soll jetzt nicht die Rede sein.
„Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.“
Jesus Christus hat die Menschen, die arm und verfolgt sind nicht selig gepriesen, weil sie so sind, wie sie sind. So nach dem Motto, Du bist jetzt arm und kommst in den Himmel. Jesus hat sie seliggepriesen, weil aus einer verwandelten, inneren Gesinnung seinen Weg mitgegangen sind. Wer diesen Weg mit dem Auferstandenen geht, ist als österlicher Mensch selig zu preisen; denn ihm ist Christus lebendig gegenwärtig und brüderlich nahe. So ist Allerheiligen ein Osterfest im Herbst.
Wir gedenken am heutigen und morgigen Tag auch unserer Toten. Halloween zeigt uns eine ziemlich grausige Seite des Todes. Wuahh! Es muss einem grausig sein.
Das heutige Fest will uns zeigen, dass der Tod nicht grausig ist, wenn wir unsere Gewänder im Blut des Lammes weiß gewaschen haben.
Ich will später mal nicht zu einer Horde Zombies dazulernet, sondern zu den Heiligen will ich dazu treten.

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