Samstag, 21. Juni 2014

Propheten Jeremia und Thomas Morus

Ein auf Lug und Trug aufgebautes Reich, das kann man nicht akzeptieren und dagegen geht der Prophet der Jeremia um das Jahr 600 vor Christus vor. Dieser Staat läuft ins Verderben. Das kann so nicht gut gehen. Er spricht die Wahrheit aus und wird deshalb von allen Seiten bedrängt. Der König hört nur auf die Schleimkriescher in seiner Umgebung. Auf die Worte, die ihm schmeicheln und in allem Recht geben.
Solche Propheten braucht das Land.
Ein anderer Prophet hat ein paar Hundert Jahre später folgendes gesagt:

"Wenn ich daher alle diese Staaten, die heute irgendwo in Blüte stehen, prüfend an meinem Geiste vorbeiziehen lasse, so finde ich - so wahr mir Gott helfe! - nichts anderes als eine Art von Verschwörung der Reichen, die im Namen und unter dem Rechtstitel des Staates für ihren eigenen Vorteil sorgen. Alle möglichen Schliche und Kniffe ersinnen und erdenken sie, um zunächst einmal das, was sie durch üble Machenschaften zusammengerafft haben, ohne Furcht vor Verlust zusammenzuhalten, dann aber alle Mühe und Arbeit der Armen so billig wie möglich zu erkaufen und ausnützen zu können. Sobald die Reichen erst einmal im Namen der Allgemeinheit, das heißt also auch der Armen, den Beschluss gefasst haben, diese Methoden anzuwenden, so erhalten sie auch schon Gesetzeskraft.“

So schrieb vor knapp 500 Jahren (1516) der Heilige des heutigen Tages am Ende seines Werkes Utopia. Thomas Morus, Lordkanzler der englischen Königs Heinrich VIII. Eine wahre Lichtgestalt zum Beginn der Neuzeit.

Man muss sich diese Zeit vorstellen. Neues, Ungeahntes bahnte sich an. Konstantinopel war an die Moslems verloren, Amerika gerade entdeckt, die Buchdruckmaschine eines Mainzers revolutionierte das Nachrichtenwesen, viele Gelehrte wie etwa Erasmus von Rotterdam besannen sich auf die Werte der Antike und brachten den Humanismus zu einem Höhepunkt. „Menschen werden nicht als Menschen geboren, sondern als solche erzogen!“
Und dann kam auch noch dieser deutsche Mönch Martin Luther und kein Stein schien auf dem anderen zu bleiben. Die Kirche wurde plötzlich in ihren Grundfesten in Frage gestellt.
Und da war es Thomas Morus, der den englischen König Heinrich VIII. beriet. Es wurde (wohl von beiden) Worte gegen Luther verfasst. Die haben dem Papst dermaßen getaugt, dass er dem englischen König den Titel „defonsor fidei“ (Verteidiger des Glaubens) verpasste.
Ironischerweise führt die Queen diesen Titel noch heute.
Doch dann kam die Wende. das 2 zu 1 für Ghana quasi.
Heinrich VIII. wollte mehr. Er wollte eigene Kinder, die ihm seine Frau Katharina von Aragon nicht schenken konnte. Er trennte sich und sein Land von Rom, um seine Geliebte Anna Boleyn heiraten zu können.
Nie mehr in der Geschichte hat so viel Land den Besitz gewechselt: Die englische Krone vereinnahmte sich den Besitz der Kirche.
Wie beim Propheten Jeremia haben praktisch alle mitgemacht. Nur wenige: Thomas Morus, John Fisher und einige wenige Ordensleute weigerten sich, dem König bei diesem Weg zu folgen. 1535 wurde Thomas Morus enthauptet und sein Kopf für alle in London zur Schau gestellt. Damit nicht genug: Die Reliquien seines Namenspatrons Thomas Becket wurden vernichtet. Man wollte die ganze Erinnerung an Thomas Morus und an die katholische Kirche ausmerzen.
Jeremia und Thomas haben sich nicht gefürchtet. Sie sind ihrem Gewissen gefolgt, haben sich nicht von Macht leiten lassen, waren nicht verbittert. Dies wird besonders am Ende sichtbar. So sind die letzten Worte von Thomas Morus:

„Ich nehme euch zu Zeugen, dass ich im Glauben und für den Glauben der hl. katholischen Kirche und als treuer Diener des Königs, aber in erster Linie als treuer Diener Gottes sterbe. Betet für den König, dass Gott ihn führe und erleuchte.“

Jeremias hätte zum Schluss sagen können: Ich hab´s euch eh gesagt, Jerusalem wird erobert, warum habt´s net auf mich gehört. Statt dessen setzt er in der Hoffnungslosigkeit das größte Zeichen der Hoffnung und kauft einen Acker in einem Land das doch angeblich verloren ist.

Fürchten auch wir uns nicht, kaufen den Acker und beten wir für unsere ärgsten Gegner!