Samstag, 13. Januar 2018

Kirche - die Herausgerufenen

Predigt zum 2. Sonntag im Jahreskreis B
In Österreich gibt es 3400 Ordensfrauen und 1700 Ordensmänner. Wir reden immer darüber, dass die Zahl stetig abnimmt, aber vielleicht sollten wir uns an dieser Stelle einfach mal freuen, dass es so viele Männer und Frauen gibt, die ihr "Ja" gesprochen haben. Sie alle haben bei ihrem Gelübde diesen Satz der Bereitschaft gesprochen, den eben auch der heilige Prophet Samuel gesagt hat: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“(siehe erste Lesung vom Sonntag)
Diese mir ursymphatische Geschichte des jungen Samuel (1 Sam 3) zeigt, dass unser Glaube nicht einfach ein Gerüst aus Ge- und Verboten ist, sondern dass es dabei um eine lebendige Beziehung zwischen mir und meinem Gott geht. Diese zwei kurze Sätze des Samuel drücken so viel über uns und unsere Bereitschaft gegenüber IHM (Finger des Predigers deutet nach oben) aus.
„Hier bin ich“ - der erste kleine Satz ist schnell gesagt und doch oft nicht so gemeint. Körperlich hier, aber geistig abwesend. <-- das kennt jeder Lehrer, der eine Schar Schülerinnen vor sich sitzen hat. „Hier bin ich!“ - ganz da sein. Das ist überhaupt erst die Voraussetzung bevor ich meine Hände zum Gebet erhebe. In der Lebensbeschreibung des heiligen Benedikt wird dieser auch als ein Mann beschrieben der ganz bei sich selbst ist. (--> Text aus der Abtei Kornelimünster). Jesus sagt ja in Lk 17,21 dass das Reich Gottes mitten in uns drinn ist.
Unsere Heimat ist in uns selbst. Wenn wir die Ruhe, die wir mit Gott in uns selbst haben, verlassen und vergeuden, müssen wir hungern. (Zitat aus einem Text des Stiftes Neuburg, der jetzt nicht mehr online ist)
Und erst jetzt kann der zweite Teil kommen: das Du. Ich kann standhaft mit meinen Mitmenschen Beziehungen eingehen. Kann mich Gott zuwenden. Kann auf ihn hören. Und der junge Samuel sagt: „Du hast mich gerufen.“ Ja, ich weiß, er spricht diesen Satz zu Eli. Dennoch ist die Haltung Samuels, die wir einnehmen sollen. Zu wissen, dass wir gebraucht werden. Dass jemand etwas von uns erwartet. Das ist eine sehr wichtige Erfahrung. Gibt dem Leben Sinn.
„Du hast mich gerufen!“ Das kann heute jeder von uns zu Gott sprechen. Wir sind die von Gott Herausgerufenen. Bitte, liebe Brüder und Schwestern. Lasst Euch das einmal auf Eurer Zunge zergehen: „Die von Gott Herausgerufenen.“ Das ist die wortwörtliche Übersetzung des griechischen Wortes Ecclesia - und das bedeutet ja nicht anderes KIRCHE.
Man spürt also, was es mit dieser Kirche auf sich gehabt hat und hoffentlich noch hat. Dass die verschiedensten Menschen sich gerufenen/ berufen gefühlt haben von Gott. Dass sie ihren Arbeitsplatz, ihre Mietwohnung, ihren Bauernhof verlassen haben, um gemeinsam zu Gott zu beten - so sind wir heute morgen die ECCLESIA von N. Die von Gott Herausgerufenen.

Was ich auch sehr eindrücklich an der Geschichte Samuels finde, ist die Tatsache, dass auch Gott auf den Menschen hört. Das Volk fordert nämlich einen König. Sie wollen so sein wie alle Völker. Das war nicht Gottes Plan. Aber er lässt es zu. (sechs Kapitel später 1 Sam 9).

Gott nimmt also sein Volk als Bundespartner ernst. Diese Zuwendung Gottes findet ihre Fortsetzung im heutigen Evangelium. Jesus fragt seine zukünftigen Jünger ganz direkt: „Was wollt ihr?“ (Joh 1,38) Er überfährt sie also nicht einfach mit seinen Gesetzbuch.
Naja, die Antwort der beiden, hört sich jetzt nicht so gut überlegt an. Sie können es nicht ausformulieren. So geht es uns vielleicht auch oft, wenn wir auf unseren Glauben angesprochen werden. „Meister, wo wohnst du?“ ABER sie wollen IHN kennenlernen. Sie wollen bei IHM sein.
Hier begegnen wir dem urkatholischen Prinzip der Anbetung. Einfach bei IHM sein. Das wollen wir heute Abend.
Vielleicht ergeben sich im neuen Jahr Chancen für uns, dass wir ähnlich wie Eli oder Andreas andere Menschen zu Gott führen können. Ihnen begreifbar machen, dass er der GOTT-MIT-UNS ist. Und dann gehen diese Mitmenschen ihren eigen Weg mit Gott so wie Samuel und Petrus.
Amen.

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