Sonntag, 14. Januar 2018

Der Sieg des Lammes

Predigt zum 2. Sonntag im Jahreskreis B (2018)
Horror hat bei vielen Menschen weiter Hochkonjunktur. Egal ob Vampirjäger, Zombies oder Kontakte zum Jenseits. Viele Menschen lieben das Grauen. Es gibt in vielen Horrorfilmen eine andere Welt und dann gibt es da gewisse Tore und Verbindungen, durch die man Kontakt mit dieser Welt aufnehmen kann oder sogar von unserer Welt in diese Anderswelt kommen kann.
Fürchten brauchen wir uns als Christen nicht. Und ich will hier auch keine Werbung für Übersinnliches machen. Unsere Jenseitsvorstellungen sind hoffentlich eher positiv geprägt: Ich denke an Abrahams Schoss, ein Urbild der Geborgenheit, an das himmlische Hochzeitsmahl oder die totale Gegenwart Gottes, Ganz im Sinne von: Die fetten Jahre kommen erst.
Ganz anders aber dies Anderswelt in den Horrorfilmen. Ein Ort, wo man nicht hin will, wo der Mensch gefangen gehalten wird und alles Positive in uns klein gemacht wird. Eher mit unserer Hölle zu vergleichen.
Samuel erhält einen Ruf. Eine Stimme vernimmt er plötzlich und ordnet sie dem Priester Eli zu. Immer wieder wird er von dieser Stimme, die ihn beim Namen nennt, geweckt.
Was ist das für eine Macht, die irgendetwas von ihm will?
Dem Priester Eli fällt es schließlich beim dritten Mal ein, dass sie sich ja im Tempel Gottes befinden und dass es ja durchaus Gott sein könnte, der hier spricht.
Der Priester (!) war schon so weit von Gott entfernt, dass er so was zuerst gar nicht in Betracht gezogen hat.
Im Christentum spricht man von Berufung und meint damit, dass Gott jedem von uns zu verstehen gibt, schau her, hier ist dein Platz in dieser Welt. Hier will ich dich haben.
Wir hörten ja heute nicht nur die Berufung des Samuels, sondern auch die Berufung der ersten Jünger.
Diese erste Stelle, wo ich spüre, hier ist Gott, hier bin ich ihm nahe, scheint irgendwie eine Rolle zu spielen; schließlich ist sie bei jedem der Propheten erwähnt.
Vielleicht ist das bei ihnen ein Ort, die Gegenwart einer Person oder ein tröstender Gedanke, der Ihnen tiefen Frieden bereitet hat.
Das ist dann vielleicht verbunden mit einem ruhigen Atem, einer inneren Freude und diesem Gefühl angenommen zu sein.
Vielleicht sollte unser Gebet auch darin bestehen, dass wir immer und immer wieder zu diesem guten Ort, zu dieser guten Zeit zurückkehren. Das geht vielleicht räumlich gesehen oder weil die Person, die mir zuerst von Gott erzählt hat, bereits tot ist, nur gedanklich. Aber wir sollten es tun. Weil es uns festigt und weil diese erste Liebe in uns so stark ist und uns im Leben weiter und weiter bringt.
In den Evangelien wird oft berichtet, dass Jesus sich zurückgezogen hat, um zu beten und einmal wird auch berichtet wohin er geht:
Dann ging Jesus wieder weg auf die andere Seite des Jordan, an den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte; und dort blieb er. Joh 10, 40
Dieser Moment, wo der Himmel sich geöffnet hat und eine Stimme aus dem Himmel zu Jesus gesagt hat: Du bist mein geliebter Sohn. <— das lässt ihn nicht los. Das muss er immer und immer wieder meditieren…
Ähnlich die Jünger, die Jesus am Jordanstrand zuerst sahen; diese erste Begegnung mit dem Messias prägt sich bei ihnen ein. Das wird deutlich, weil im Evangelium sogar die Stunde erwähnt wird, in der sie bei Jesus einkehrten.
es war um die zehnte Stunde. Joh 1,39
Komischerweise ist das bei den Horrorfilmen und bei jeder guten Psychotherapie auch so: Man muss zurück, an den Anfang, wo alles begann. Das ist dann allerdings keine gute Erinnerung, da ist etwas Krankes, etwas Böses, das Raum gewonnen hat. Und das gilt es zu besiegen.
Und hier ist er: Der Sieg des Lammes.
Natürlich kann man versuchen heroisch gegen das Böse anzukämpfen, aber früher oder später kommt der Mensch an seine Grenzen. Der Sieg des Lammes Jesus Christus ist der Sieg der Demut, der Niedrigkeit.
Da dürfen wir uns auch nochmal an das Weihnachtsfest erinnern, wo Gott Mensch wurde und sich erniedrigt hat. Da dürfen wir uns an Karfreitag und Ostern erinnern, wo Gott in Jesus Christus gelitten hat, gestorben ist und in alle Tiefen der Hölle hinabgestiegen ist und uns wirklich frei gemacht hat.
Liebe Schwestern und Brüder, beten wir auch immer wieder um Befreiung für uns und die ganze Welt.
 
Herr, himmlischer Vater: durch deine ewige Liebe, die dich neigt zu der menschlichen Natur: neige dich in mich!
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