Sonntag, 10. September 2017

Erntedank und die mattheische Gemeindeordnung

Die Internationale Funkaustellung in Berlin (IFA) war angeblich wieder ein großer Erfolg. Da werden jedes Jahr technische Neuheiten vorgestellt. und heuer hies es „Das Smart Home boomt. Die intelligenten Haushaltshelfer sind mittlerweile so gefragt,…“.Da wird uns dann der smart-Kühlschrank vorgestellt: Eine Kamera im Innern erkennt, was im Kühlschrank drin ist und das ist dann so geplant, dass automatisch nachbestellt wird, was gebraucht wird. Wie praktisch. Nicht nur, dass wir dem Ziel einer totalen Überwachung immer näher kommen. Nein, auch das Denken wird uns endlich abgenommen. „smart“ heisst ja „klug“. Der Kühlschrank ist klug und wir sind dumm??!! Oder wie ein bayerischer Journalist scharf formuliert: „Wir sind nicht mehr Mensch, wir sind Kunde. Die ganze Maschinerie dient dazu, uns Plunder zu verhökern, der uns überflüssig macht“.

Dieser smarte Kühlschrank soll an dieser Stelle nur ein Beispiel sein, wie sehr der Mensch sich von einer Produktionsmaschinerie gefangen nehmen lässt.
Auf der anderen Seite bin ich als Admonter Mönch mit Allrad, Smartphone und ohne Kochkünste nicht der Typ, der in den Urwald oder in seine Höhle zurück will. Ich möchte den Fortschritt und ich genieße den Luxus.

Aber ich frage mich am Erntedankfest: Können wir von der Natur lernen? Nein, wir können nicht von der Natur lernen, wenn wir uns anschauen, dass es da auch nur drum geht: Gefressen und gefressen werden.
Da ist die Schlange, die auf ihr wehrloses Opfer geduldig wartet, da ist die Spinne oder die Gottesanbeterin, die ihren Gatten nach der Befruchtung frisst, da ist die neue Ameisenkönigin, die die alte Ameisenkönigin zwei Wochen lang würgt, bis sie stirbt.(mp3 zum Thema - radioWissen: Tierische Tötungstaktiken - Von kugelnden Kragenbären und hinterlistigen Lassospinnen - 08.09.2017)
Können wir von der Natur lernen? Natürlich können wir von der Natur lernen: Dass es Zeiten der Frucht gibt und Zeiten der Brache (wo nix wächst).
Da ist der zähe Baumwuchs, das Unkraut, der wilde Busch der wächst und wächst - vielleicht sollte ich auch mal bei einer Sache bleiben und beharrlich sein.
Da sind die Sonnenstrahlen die sich ausgießen und verschwenden ohne weniger zu werden. So möchte ich lieben.
An so einem Tag wie heute dürfen natürlich auch die Bauern genannt werden. Auch von denen kann man viel lernen. Ich denke da zB. an einen Bauern aus meinem Ort, wo mein Vater mal gesagt hat, dass sei ein Freund, den man nicht oft sehe, mit dem man nicht sooooo viel Kontakt hat. Aber wenn er gebraucht würde, er wäre immer da. 
Richard, so sein Name, hatte sich dann irgendwann das Leben genommen.
Ja, dieser Tag sei auch all denen geweiht, die nicht mit ihrem Beruf, mit ihrer Familie, mit ihrem Alltag zurecht kommen.
Dieser Tag sei all denen geweiht, die uns zur Seite stehen und ohne die wir das Dach nie gedeckt hätten und die Wiese vor dem Regen nie fertig gemäht hätten.
Irgendwann vor 30 Jahren hat mir mein Papa mal erzählt, wie der Maschinenring funktioniert. In der Schule habe ich gelernt, dass die Raiffeisenbank ursprünglich eine solidarische Gemeinschaft mehrerer Bauern war: Landwirtschaftlichen Genossenschaftsbank nannte sich das damals. Da gab und gibt es ein solidarisches Prinzip.(Friedrich Wilhelm Raiffeisen)
Solidarität untereinander <— das ist es, was die Bauernschaft und unser ganzes Gemeinwohl prägen sollte.
Da gibt es unter Bauern viel Streit. Ich denke nur an Erbschaften… Aber es gibt eben auch so was wie Familie, wo die Großeltern auf die Enkel aufpassen; die Geschwister mithelfen und man füreinander da ist.

Man merkt wie das Leben viel Licht und Schatten bietet. Und wir als Kinder des Lichtes sind natürlich dafür da, Licht für die anderen zu sein.

Die Texte des heutigen Tages machen uns darauf aufmerksam, dass wir nicht nur für die Schöpfung, sondern auch für das Leben des anderen Verantwortung tragen. Da sind wir dann der Wächter, der dem andern auf die Finger klopft. Natürlich weiß ich, dass es nicht leicht ist Kritik anzunehmen. Natürlich weiß ich, dass wir oft lieber den Mund halten, bevor wir in ein Wespennest stechen. Wir haben durch unsere Taufe Anteil an Christus, den Priester, Propheten und König. Und so müssen wir den andern warnen, wenn er ins Verderben stürzt. Das geht am besten, wenn wir selber demütig bleiben uns nicht wie aufgeblasene Hyänen verhalten. Das richtige Wort zur rechten Zeit braucht es hier.
Auch hier können wir von der Schöpfung lernen. Vieles ist vom andern abhängig. Tiere, Pflanzen, Jahreszeiten <— alles hängt voneinander ab. Und so hängen auch wir voneinander ab.

Der Evangelist Matthäus hat in seiner Gemeindeordnung klar gemacht, wie es geht. Den andern nicht blossstellen. Erst mal mit ihm persönlich reden. Dann andere einbeziehen...
Dann kennt das Evangelium aber auch den Moment, wo jede Toleranz aufhört. Das ist das, wo zerstörerische, unaufhaltsame Kräfte am Werk sind; wo Menschen nicht zuhören wollen, muss sich jede Gemeinschaft schützen.
Vorher freilich muss man alles versuchen, um den Menschen wieder auf den guten Weg zurückzuführen.
Beten wir, dass uns immer wieder Versöhnung untereinander gelingt. Jesus gibt uns die Kraft zur Versöhnung. Er ist in unserer Mitte. Amen.

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