Sonntag, 24. September 2017

Predigt zum Hochfest Rupert und Virgil

Lieber Pater Prior. 
Liebe Schwestern und Brüder im HERRN.
Zurück zum Ursprung. So könnte man die Ökobewegung mit drei Wörtern beschreiben und der Hofer hat es sich natürlich sichern lassen.
Zurück zum Natürlichen. Zum Echten, Unverfälschtem. Auch der Städter verlangt danach und kauft sich dann sein gutes Gewissen beim Supermarkt oder Discounter um die Ecke. Wie praktisch. 
Vor 500 Jahren hat Martin Luther angefangen den Ablasshandel anzuprangern. Das heißt die Kirche hat damals irgendwelche Scheine verkauft, mit denen man die Jahre im Fegefeuer verringern konnte.
Manchmal kommt mir diese ganze Ökobewegung auch vor wie ein Ablasshandel. Ich kaufe irgendwelche Ökozertifikate oder eine Elektroauto und denke dann: „Jetzt bin ich ein besserer Mensch.“
Zurück zum Ursprung“. So könnte man auch eine christliche Bewegung mit drei Wörtern beschreiben. Oder besser: „Zurück zu Jesus“. Zurück zur ursprünglichen Jüngergemeinde. Leben wir so, wie es Jesus wirklich gemeint hat. „What would Jesus do.“ WWJD.
Viele Christen verlassen die Kirche; bezeichnen sich weiter als Christen, gar als Katholiken. „Ich kann auch so an Gott glauben, dafür brauche ich nicht die Kirche.“, hört man dann oft.
Das ist nichts neues. Das hat es schon immer gegeben. Speziell denke ich da an die Armutsbewegung um das Jahr 1300, wo sich viele Menschen von der reichen Kirche trennten und das Ideal einer christlichen Gemeinde in der Armut leben wollten. Zugleich gab es dann aber eben auch Heilige aus dem Dominikaner- und Franziskanerorden, die sich dem entgegenstellten. Mit dem Evangelium in der Hand. Es ist demnach eben kein Gegensatz in der Kirche zu sein und Jesus nachzufolgen. Ganz nach dem Motto:
Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. (Mt 23)
Man merkt also, wie es diese Diskrepanz schon zur Zeit Jesu gab.
Auch die heutige Lesung aus dem Hebräerbrief läuft darauf hinaus, wenngleich hier die Oberen besser weg kommen.
Gehorcht euren Vorstehern, und ordnet euch ihnen unter. Hebr 13,17
Ein heiliger Franziskus wollte nicht Christsein ohne Papst. Und das ist ihm nicht immer leicht gefallen. Er ist mehrmals nach Rom gezogen um 1) dem Papst klar zu machen, dass es nur ums Evangelium gehen kann und 2) um für sich und seine Brüder den Segen des Papstes zu erbitten.
Das nennt man Demut. Tut weh, aber bringt uns weiter, weil wir so uns selbst und unsere Motive reflektieren.
Wenn ich an die Kirche von Salzburg denke, dann sehe ich Rupert mit dem Salzfass <— das ist nämlich sein Attribut mit dem der Heilige dargestellt wird. Er hat nämlich damals vom Baiernherzog eine Salzquelle in Reichenhall und die Stadt Juvavum geschenkt bekommen. Damit verbunden war auch Reichtum. Aber eben auch die Möglichkeit einen gescheiten Stützpunkt in der Mitte des Baiernlandes aufzubauen, von wo aus man missionieren konnte.
Ja, die Kirche des frühen Mittelalters war gut missionarisch unterwegs, weil sie es verstand neue Strukturen zu schaffen. Wirtschaftlich, kulturell und vor allem auch spirituell sollte Salzburg zum Segen für die heutigen Bundesländer Salzburg, Steiermark und Kärnten werden. Und denke ich auch an die Gründung des Klosters Admont im Jahre 1074.
Als wir am 25. Jänner Abt Gerhard gewählt haben, ging jeder Mönch nachher zu ihm, um ihm unsere Unterstützung zuzusagen. So wie jeder Benediktiner unter seinem Abt lebt, so sind wir alle auf andere hingeordnet. Kirche nennt das Hierarchie. Wortwörtlich übersetzt heisst das heiliger Ursprung.
An dieser Übersetzung wird deutlich, es geht nicht um eine lebensfeindliche Ordnung, sondern um den lebendigen Gott. Gott ist doch der Ursprung, in dem alles beginnt. So sagt Jesus über sich:
Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. Joh 12,44
Voll Dankbarkeit denken wir heute an das Wort des Lebens, das uns die iroschottischen Mönche Rupert und Virgil verkündet haben. Voll Dankbarkeit denken wir heute an das Evangelium welches uns vor Jahrzehnten von unseren Eltern, Religionslehrern und Pfarrern froh verkündet wurde. Das Wort Gottes hängt nicht einfach in der Luft wie eine Seifenblase, sondern wird von Mensch zu Mensch weitergereicht. Und hinter jedem Mensch, der mir das Evangelium verkündet scheint Christus Jesus auf und damit auch das menschliche Antlitz Gottes. Amen.

Samstag, 23. September 2017

Predigt zur Hochzeit - der perfekte Tag

Lieber Christoph, liebe Alexandra. Liebe Verwandte und Freunde des Brautpaares. Liebe Schwestern und Brüder.
Der perfekte Tag. Nicht umsonst spricht man ja von Hochzeit, weil alles perfekt sein soll und passen soll. So eine Vollkommenheit gibt es in allen Bereichen: der perfekte Körper, der perfekte Nagellack, der perfekte Ehemann, die perfekte Ehefrau, das perfekte Wetter zum Berggehen, der perfekte Manager, der perfekte Urlaub…
Der Mensch sehnt sich nach Vollkommenheit und (mir geht es dann zumindest immer wieder so) bekommt sie nicht. Ich rede da gern von einer gut geplanten Depression, weil alles anders kommt und man es eigentlich hätte wissen müssen.
Wenn zwei Menschen sich entschließen miteinander zu leben, heißt das auch, dass sie gespannt sind, abenteuerlustig und etwas vom Leben erwarten. Dass sie es gemeinsam wagen wollen und sich gegenseitig unterstützen, wenn es mal nicht so läuft. So nach dem Motto: „You raise me up, so I can stand on mountains. You raise me up, to walk on stormy seas.
In der heutigen Lesung aus dem Kolosserbrief (Kolosser 3,12-17) wird deutlich, wie sehr die Ehe an den Bund erinnert, den Gott mit uns schließt. So wie ein Mensch den anderen wählt, entdeckt und mit ihm Freundschaft schließt, so wird auch der Mensch von Gott erwählt, entdeckt und Gott will mit ihm Freundschaft schließen.
Eine Auserwählung durch einen Menschen hat Folgen. Paulus beschreibt, dass sich der Auserwählte schöner kleidet. Das sieht man ja heute an Euch beiden. Und so ist unsere äußere Kleidung auch ein Bild für die Kleidung unserer Seele: Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld sollen uns bekleiden.
Man kann den Glauben an die Menschheit verlieren. 
Man muss den Glauben an die Menschheit verlieren, wenn man nicht vergibt und Vergebung gewährt. Ich bitte Euch, liebes Brautpaar, aber auch euch alle: Vergebt einander. Lasst diese Bitte des Vaterunsers nicht ungehört verhallen. Lasst dieses heutige Fest nicht ohne Konsequenz für euer Miteinander sein. Die Vergebung hält die Ehe, die Familie, die klösterliche Gemeinschaft, die Kirche, das Menschengeschlecht zusammen.
...wie auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr! (Kolosser 3,13b)
Ich kenne euch kaum, aber wenn ich euch so ansehe, seid ihr nicht die Typen, die sich mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben. Ganz bewusst habt ihr mir ja geschrieben, habt ihr diesen Lesungstext ausgesucht, der e bisi anspruchsoller ist.
So sagt Paulus hier in einem Vers, was das Wort Gottes eigentlich bewirkt. Paulus hatte damals übrigens kein Siri, sondern einen Sekretär namens Epaphras, der diesen Brief für Paulus niederschrieb.
Das Wort des Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade! (Kolosser 3,16)
Hier wird in einem Vers deutlich, wie das Wort Gottes in uns wirkt. Das rechte Wort zur rechten Zeit sprechen und um Herzen Gott ein Lied singen.
Das rechte Wort zur rechten Zeit? Was das heisst, soll folgende Geschichte deutlich machen:
Ein Mann ging einmal am Abend weg, um mit seinen Freunden ordentlich zu feiern. Und irgendwie hat er es dann übertrieben. Er war sowas von zu. Er kam nach Hause und dabei ging nicht nur die Badetür kaputt, sondern er musste sich übergeben und haute eine Lampe kaputt.
Am späten Vormittag des nächsten Tages ist er mit ordentlich Schädelweh aufgewacht. An seinem Bett lag ein Zettel: ….. „Guten Morgen Schatz. Frühstück steht fertig in der Küche, musste noch einkaufen. Bis gleich. In Liebe.…“
Die Ratlosigkeit war groß. Was war geschehen? Er sah sich um und Tür und Lampe waren kaputt und sonst alles leise geputzt.
Da fragte er seine Tochter, die ihn bemerkt hatte. Sie darauf: Du bist gestern total besoffen nach Hause gekommen, hast alles kaputt gemacht und dich übergeben.
Als Mama Dich ins Bett bringen und ausziehen wollte, hast Du zu Ihr gesagt: „Fräulein, hören sie auf, ich bin glücklich verheiratet.“

Lieber Christoph, liebe Alexandra.
Eure beiden Namen haben so was von Stärke. Der heilige Christopherus ist ja der Christusträger und Alexandra heißt ja „die Verteidigerin“ oder „die Beschützerin“.
Ich wünsche Euch körperlich Kraft, aber auch geistig. Dass Ihr den Mut habt Unrecht anzusprechen, den Schwachen zu verteidigen; Ich wünsche Euch, dass dummes Gerede euch nicht erschüttert und ihr Kritik annehmen könnt. Ich wünsche Euch immer das rechte Wort zur rechten Zeit.
Und vor allem seid dankbare Menschen.

verwandter Link:
alle Hochzeitspredigten auf "das hat der Ulli gepredigt"
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Sonntag, 17. September 2017

Erntedank und Macht der Vergebung

Es lohnt sich wirklich immer mal wieder eine Bibel zur Hand zu nehmen und darin zu lesen. Vorher betet man ein kurzes Gebet zum Heiligen Geist. Dann liest man die Schrift und bleibt vielleicht bei einem Vers hängen und meditiert ihn. Das Schöne am Katholischsein beim Lesen der Schrift ist dabei auch, dass wir unser Hirn gebrauchen dürfen. Wir dürfen, ja wir sollen kritisch sein und dabei ruhig auch die Wissenschaft dem ganzen entgegen setzen. Und im Idealfall finden Glauben und Wissen eine Ergänzung, die uns nicht davon abhält an Gott und seiner Herrschaft festzuhalten.
Nennen wir Genesis 1, den ersten Abschnitt der Bibel ruhig einen Mythos. Ich werde nicht müde auch Volksschüler zu fragen, glaubst du, dass die Welt so erschaffen wurde?
Nennen wir Genesis 1 ein Lied auf den Schöpfer. Hier wird erst einmal das Gute in der Schöpfung besungen.

Sonntag, 10. September 2017

Erntedank und die mattheische Gemeindeordnung

Die Internationale Funkaustellung in Berlin (IFA) war angeblich wieder ein großer Erfolg. Da werden jedes Jahr technische Neuheiten vorgestellt. und heuer hies es „Das Smart Home boomt. Die intelligenten Haushaltshelfer sind mittlerweile so gefragt,…“.Da wird uns dann der smart-Kühlschrank vorgestellt: Eine Kamera im Innern erkennt, was im Kühlschrank drin ist und das ist dann so geplant, dass automatisch nachbestellt wird, was gebraucht wird. Wie praktisch. Nicht nur, dass wir dem Ziel einer totalen Überwachung immer näher kommen. Nein, auch das Denken wird uns endlich abgenommen. „smart“ heisst ja „klug“. Der Kühlschrank ist klug und wir sind dumm??!! Oder wie ein bayerischer Journalist scharf formuliert: „Wir sind nicht mehr Mensch, wir sind Kunde. Die ganze Maschinerie dient dazu, uns Plunder zu verhökern, der uns überflüssig macht“.

Dieser smarte Kühlschrank soll an dieser Stelle nur ein Beispiel sein, wie sehr der Mensch sich von einer Produktionsmaschinerie gefangen nehmen lässt.
Auf der anderen Seite bin ich als Admonter Mönch mit Allrad, Smartphone und ohne Kochkünste nicht der Typ, der in den Urwald oder in seine Höhle zurück will. Ich möchte den Fortschritt und ich genieße den Luxus.

Aber ich frage mich am Erntedankfest: Können wir von der Natur lernen? Nein, wir können nicht von der Natur lernen, wenn wir uns anschauen, dass es da auch nur drum geht: Gefressen und gefressen werden.

Samstag, 9. September 2017

Maria und ihr Wohlwollen

Mama von Montecassino- mein Weihnachtsbillett ?Hwst. Herr Abt, Du bist jetzt heute 175 Tage im Amt und wir als Deine Mönche und Deine Haller sind froh heute mit Dir hier zu beten und die Muttergottes um Fürsprache bei Gott zu bitten. Du hast einen starken Anfang hingelegt und wir wollen mit Dir gehen. Auf dem Weg der Gottsuche <— wie Du es mit dem heiligen Benedikt gerne formulierst.
Lieber Pater Prior, Danke für Dein Orgelspiel, aber vor allem heute auch dafür, dass Du mich in den Dienst hier so liebevoll einführst, 
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn.
Wir stehen am Anfang.
Empfängnis und Geburt sind Lebensanfang eines Menschen.
Wenn wir heute das Fest Mariä Geburt feiern, dann ist das ein anderer Anfang.
So kennen wir etwa den Anfang der Schöpfung. Gott schafft die Welt und haucht dem Menschen Leben ein. Aus dem Nichts. Ein unerhörter Anfang. Aber der zweite und größere Anfang beginnt mit Maria. Wir denken hier immer an die Szene, wo Maria ihr Ja spricht. Gabriel erscheint Maria und sie sagt: Mir geschehe, wie du es gesagt hast. Hätte sie Nein gesagt, dann hätte Gott nicht einfach an die nächste Tür geklopft.
Und doch ist die Lebensentscheidung Mariens nicht eine Sache von Sekunden. Nicht etwas, was nach neun Monaten Schwangerschaft endet. Mutter bleibt man ja sein ganzes Leben.
Wenn wir einen Menschen betrachten, dann ist es ja nicht so, dass wir uns daran ergötzen, was er mal irgendwann gemacht hat, sondern es ist der ganze Mensch, sein ganzes Leben, wo er sich selbst treu bleibt.