Samstag, 27. August 2016

Hochzeit: Stille, Uneigennützigkeit und das rechte Wort

Lesung „Die Liebe hört niemals auf.“
Liebes Brautpaar, liebe Festgemeinde.
Es gibt Lieder, die halten sich im Original oder tausend Mal gecovert einfach ganz oben. So zB. der Klassiker aus dem Jahr 1964 „The Sound of Silence.“ Tatsächlich aktuell und mit rockiger Stimme in den Ö3 Hörercharts und eigentlich aus dem Jahre 1964.
Ich weiß nicht, inwieweit, Sie die Stille begeistert. Aber sie sollte auf jeden Fall Teil unseres Lebens sein. Gerade die Stille erzeugt zwischendrin so ein Gänsehautfeeling. Vielleicht erinnern sie noch an die isländischen Fußballfans. Die wurden auch durch ihr Rufen und Klatschen bekannt und dazwischen immer lange Pausen.
Ihr seid noch jung und braucht keine lange Verschnaufpausen. Und vielleicht braucht ihr auch keine Stille. Ruhe und Stille sind ja auch nicht immer gut: Wenn Unrecht geschieht, muss man den Mund aufmachen. Wenn eine Beziehung so kühl ist, dass man sich nichts mehr zu sagen hat?!
Einmal saß ein älteres Paar in einem Café sich gegenüber. Ne halbe Stunde, ne Stunde. Kein Wort. Den unbeabsichtigten Beobachtern ringsum war sofort klar: Die haben sich halt nichts mehr zu sagen und haben sich nach so vielen Jahren nicht mehr wirklich lieb. Dann stehen beide auf. Er hilft ihr in den Mantel und streichelt ihr dabei liebevoll über die Wangen. Ich weiß nicht, ob einer der Leute ringsum das gesehen hatte. Aber so eine stille, kleine Geste zeigt oft mehr vom Miteinander vieles lautes, großes.
Ihr seid ja nicht im Kloster und müsst nicht schweigen; aber das ihr hinter dem Lärm der Zeit, hinter dem Gedröhne und der lärmenden Pauke auch immer wieder in Stille zueinander findet. Das wünsche ich Euch.
Gott ist keiner, der dröhnend daher kommt. Dies wird besonders in der Geschichte des Propheten Elija deutlich. Er zieht sich in die Einsamkeit zurück. Und es kommt ein Sturm und Gott ist nicht um Sturm; es kommt ein Feuer und Gott ist nicht im Feuer. Es kommt ein leises Säuseln. Und da weiß Elija hier ist Gott. Eher also so ein kühler Luftzug, der die Hitze des Sommers erträglich macht und uns atmen lässt.
Kurz vor seiner Hochzeit hat ein junger Mann seinen Vater aufgesucht. Er hat ihm all seine Probleme geschildert und ihm schließlich bekannt, dass ihm die Ehe mit seiner Liebsten doch eigentlich gar nichts bringen würde. Darauf sagte ihm sein Vater: Du, die Ehe ist nicht für dich.
Der Sohn schaute ihn erstaunt an; hatte er doch heimlich gehofft, dass ihm sein Vater jetzt Mut machen würde. Und dann sowas? Doch sein Vater weiter: Die Ehe ist nicht für dich. Sondern die Ehe ist dafür, da, dass Du den andern unterstützt, trägst und vor allem liebst. Wer nur an sich und sein Glück denkt, der muss klar scheitern in der Ehe.
Die katholische Ehe ist ein Sinnbild der Liebe Gottes an uns. Ja, was sage ich: DAS Sinnbild der Liebe Gottes an uns überhaupt. So wie er sein Volk liebt, sollen Mann und Frau einander lieben. So wie er uns liebt in seinem Sohn Jesus Christus, so sollen Mann und Frau einander lieben.
Und Gott hat sich nicht verschont, sondern das beste gegeben, was er hatte: SEINEN SOHN.
Ein Mann ging einmal am Abend weg, um mit seinen Freunden ordentlich zu feiern. Und irgendwie hat er es dann übertrieben. Er war sowas von zu. Er kam nach Hause und dabei ging nicht nur die Badetür kaputt, sondern er musste sich übergeben und haute eine Lampe kaputt.
Am späten Vormittag des nächsten Tages ist er mit ordentlich Schädelweh aufgewacht. An seinem Bett lag ein Zettel: ….. „Guten Morgen Schatz. Frühstück steht fertig in der Küche, musste noch einkaufen. Bis gleich. In Liebe.…“
Die Ratlosigkeit war groß. Was war geschehen? Er sah sich um und Tür und Lampe waren kaputt und sonst alles leise geputzt.
Da fragte er seine Tochter, die ihn bemerkt hatte. Sie darauf: Du bist gestern total besoffen nach Hause gekommen, hast alles kaputt gemacht und dich übergeben.
Als Mama Dich ins Bett bringen und ausziehen wollte, hast Du zu Ihr gesagt: „Fräulein, hören sie auf, ich bin glücklich verheiratet.“
Das rechte Wort zur rechten Zeit. Wenn das diesem Besoffenen gelungen ist, dann haben wir, glaube ich auch eine Chance. Ein Wort des Dankes, des Mutes, der Liebe.
Bitte gebt euch in dieser Form immer wieder den Segen, indem ihr einfach gute Wörter zueinander sprecht. Indem ihr auch gut über andere sprecht. Seid barmherzig zueinander, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist.
Stille, Uneigennützigkeit und das rechte Wort zur rechten Zeit wünsche ich Euch für Eurer gemeinsames Leben. Nicht heute, weil heute wird gefeiert. Aber am Tag danach, an dem Tag, wo es nicht so freundlich scheint, aber ihr tief im Herzen spürt, dass Ihr einander habt.

Samstag, 13. August 2016

Predigt: Alles wird gut - Nein, nix wird gut.

Eigentlich wollte ich ja auf die Kanzel, damit ich Volk und Chor gleichermaßen sehe, habe mich dann aber doch für die übliche Mikrovariante entschieden, da meine Sankt Gallener das doch mehr lieben.
Wenn ich eine Kanzel sehe, muss ich immer an so einen Ausschnitt aus einem Louis de Funès - Film denken, wo er in seiner pseudofrommen Art eine Kirche betritt mit einem Geschäftsfreund ordentlich streitet und dann von der Kanzel entsprechend ermahnt wird. Der Pfarrer von oben - so ein rothaariger Schopf, so eine Art Pater Placidus auf französisch - ist einmal seinem störenden Gottesdienstbesucher ausgesetzt. Und dann ist die Kanzel dermaßen baufällig, dass die kleine Tür und das Mikrofon sich laufend öffnen und drehen und dann fängt auch noch die Kanzel an zu wackeln. Der Pfarrer hat ordentliche Probleme, sie durch sein Gewicht wieder in die richtige Position zu versetzen.
Dieses wackelnde Kanzel und der hilflose Priester sind natürlich etwas für die Lachmuskeln des Zuschauers.

Ich komme mir auch oft vor wie in so einer Kanzel oder in einem kleinen Fischerboot im Sturm - hin und her getrieben.
Da ist das schöne im Leben, diese Stunden der Dankbarkeit und Freude und dann findet man sich plötzlich wieder in irgendwelchen Traurigkeiten und Bösartigkeiten. Ein Hin und Her. Und das Leben ein kleines Schiff, das den Wellen ausgesetzt ist.
Und gerade deshalb finde ich die heutigen Lesungen so wichtig, da sie diesen Schrecken nicht ausklammern und ihnen einfach den Stempel „gottlos“ aufdrücken. So nach dem Motto, Du bist glücklich und gesund, wenn du an Gott glaubst und seine Gebote erfüllst und wenn Du doch Probleme hast, bist Du noch nicht ganz in Gottes Liebe.
Eine deutsche Moderatorin hat mal ne zeitlang jede ihrer Sendungen mit dem lächelnden Gruß „Alles wird gut“ beendet.

Ich möchte dieser Moderatorin erstmal entgegen rufen, „Nein, nichts wird gut.“
Natürlich können wir unsere Narben verstecken,