Sonntag, 29. Mai 2016

Requiem - Sonnengesang

Liebe Frau N, liebe Kinder und Schwiegerkinder des Verstorbenen, liebe Enkel, liebe Trauerfamilie, liebe Schwestern und Brüder im HERRN.
„Gelobt seist du, o Herr, mein Gott, um unserer Schwester willen, der mütterlichen Erde. Welche uns hält und nährt, und sie gebiert viel Früchte und bunte Blumen und Kräuter.“
So heisst es in einer Strophe des Sonnengesangs von Franziskus. Zu deutlich wird hier die innige Verbundenheit des Heiligen mit seiner Natur in Umbrien. Es erinnert uns auch daran, wie gerne Euer lieber Verstorbene im Freien unterwegs war und die Natur mit Euch erlebt hat. Auf dem Partezettel habt ihr ja geschrieben: „Wir gingen zusammen durch Sonne und Regen und niemals ging einer so ganz allein.“ Dass ist wortwörtlich gemeint bei irgendeiner Tour, aber auch im Sinne des Lebens, dass wie eine Wanderung ist, die wir gemeinsam gehen.
Dankbar blicken wir in dieser Stunde auf den gemeinsam zurückgelegten Weg. In der Sonne und im Regen.
„Lobt und preist den Herrn und sagt ihm Dank. 
Und dient ihm in großer Demut.“ <— so geht der Sonnengesang weiter und…
„Gelobt seist du, o Herr, mein Gott, um jener willen,
die Verzeihen aus Liebe zu dir,
und die Schwäche und Trübsal erdulden.
Selig, die ausharren bis ans Ende in Frieden,…“
Euer lieber Ehemann, Vater, Schwiegervater und Opa hat Euch vielleicht in den letzten Monaten und besonders in letzten wenigen Wochen gezeigt, was Geduld ist. (vgl. Jak 5,11)
Dieses Wort „ausharren“ klingt da viel zu gefühllos. Ich denke daran, wie er uneigennützig trotz seiner Krankheit eure kleinen und großen Sorgen des Alltags wahrgenommen hat und bis zur letzten Woche so hilfsbereit war, wie Ihr es von ihm sein ganzes Leben gewohnt ward.
In Eurer Familie habt ihr besonders in den letzten Wochen erlebt, dass man Liebe nur empfangen kann, wenn man sie auch gibt.
Dankbar blicken wir in dieser Stunde auf die Liebe und ihr Schenken und Beschenkt werden.
weiter Franziskus: „Selig, die ausharren bis ans Ende in Frieden, denn von dir, o Höchster, werden sie die Krone empfangen.“
So wie viele Berg mit einem Kreuz gekrönt sind, wie in der Admonter Stiftsbibliothek die Figur des Himmels gekrönt ist, so ist auch jeder Mensch von Gott gekrönt. Bei der Salbung während der Taufe heisst es: „Denn du bist Glied des Volkes Gottes und gehört für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit“.
Voll Vertrauen blicken wir in dieser Stunde auf unseren König Christus, mit dem wir gekrönt sind in Ewigkeit.
Die letzte Strophe des Sonnengesangs hat Franziskus geschrieben, als er schon schwer krank war:
„Gelobt seist du, o Herr, mein Gott, um unseres Bruders willen, des leiblichen Todes, dem kein Mensch, der da lebt, entrinnen kann…
Selig, die deinen allerheiligsten Willen erfüllen,
denn der andere Tod wird nicht über sie kommen.“
Bruder Franziskus hat sich mit seinem eigenen Tod versöhnt und nennt ihn „Bruder“. Auch in der Admonter Stiftsbibliothek wird der Tod mit Engelsflügel dargestellt. Ich muss gestehen, dass ich bei einer Kinderführung an dieser Stelle die Kleinen immer frage, ist der Tod etwas Gutes oder etwas Böses. Nachdem man im allgemeinen Konsens erstmal vom Bösen ausgeht, kommen dann immer einige Stimmen, die dem leiblichen Tod etwas auch anders sehen: „Ja, wenn er doch so leidet…“ <— wird dann oft gesagt. Das klingt aus dem Mund eines Kindes ehrlich und irgendwie wahr. Eine Wahrheit, die ich als Lebender, als einer das Leben liebt nur schwer annehmen kann. Bitten wir in dieser Heiligen Messe um den Geist der Wahrheit und des Trostes. (vgl. Joh 16,13) Amen.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Requiem - Jakobs Kampf mit Gott

Liebe Trauerfamilie. Liebe Schwestern und Brüder.
Die eben gehörten Texte erzählen wie Jakob im AT und Maria von Magdala im NT Gott begegnen. Beides sind mir persönlich sehr wichtige Texte aus der Bibel, die mir gerade auch in schwierigen Stunden Trost gegeben haben. Jakob kämpft mit Gott. Es scheint die einzige Möglichkeit für ihn zu sein, dass er Gott nicht verliert. Er kämpft mit Gott und er kämpft um Gott. Dieser nächtliche Kampf gipfelt schließlich in dem Satz:  „Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest.“
Man könnte vielleicht Jakob auch die Frage in den Mund legen: „Warum meinst du es nicht endlich gut mit mir, Gott?“ Erst nach diesem Streit, wird er vom HERRN gesegnet und versöhnt sich schließlich mit seinem Bruder.
Dieser Kampf steht auch stellvertretend für den Kampf, den der Mensch im Angesicht des Todes antreten muss. Hier erfährt man Gott oft nicht als den Gott der Leben schenkt und Kraft spendet. Statt dessen wird einem ähnlich wie im Kampf Energie genommen und man fühlt sich vom HERRN angefeindet. Man kann nicht einfach so weiter beten.
Warum lässt Gott diese Zweifel zu?
Ähnlich bei Maria von Magdala. Ich muss gestehen, dass ich dieses Osterevangelium vor einer Woche noch anders gelesen habe: