Freitag, 27. Februar 2015

Predigt Lesejahr B Fastenzeit 2. Fastensonntag - Warum das Leid?

Liebe Schwestern und Brüder.
meine Sonntagspredigt von vor drei Jahren - Predigt Lesejahr B Fastenzeit Fastensonntag 2. - 04.03.2011

Einmal auf dem roten Teppich stehen. Die Blicke der Fans auf einen gerichtet. Auf dem Stockerl stehen und Sieger sein. (Für unsere deutschen Zuhörer: Stockerl ist das Siegertreppchen) Viele von uns haben das geträumt, manche vielleicht schon erlebt. Die Fernsehprogramme sind voll von sogenannten Castingshows, die diesen Traum wahr machen wollen oder die ihn vor aller Augen zum Alptraum machen wollen.
Heute steht Jesus auf dem Stockerl. An seiner Seite Mose und Elija. Hier erscheint es uns so, als ob Jesus schon bald wieder runter muss und vom Glanz der Verklärung und des Palmsonntags am KARFREITAG nicht mehr viel übrig ist. Es ist dieses doppelte Bild, das uns als Christen tief ins Herz eingeprägt ist: Glanz und Fall, Glorie und Schmutz des Alltags. Beides treffen wir, wenn wir Jesus meditieren und ihm tief ins Angesicht schauen.

Die drei Jünger, die dabei waren (Petrus, Jakobus und Johannes), hatten keine Ahnung, was Auferstehung ist. Sie kannten ihren Meister JESUS. Sie folgten seiner Lehre, sie versuchten ihn zu verstehen. Erst jetzt durch die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor war ihnen klar, dass da mehr dahinter sein musste. Dieses „mehr“ auf dass vertrauen wir, hoffen wir, glauben wir.

Es ist ein Vertrauen, Glauben und Hoffen das ziemlich viel von uns abverlangt. Das selbst in den absoluten Niederungen standhält. Eine solche muss heute in der Lesung auch Abraham durchlaufen. Kann man einen Mann tiefer beugen? Seinen einzigen Sohn, den er erst im hohen Alter bekommen hat, der ihm das Wertvollste ist, den soll er opfern. Gott will von ihm wirklich alles - bis zur letzen Konsequenz. Was ist das nur für ein Gott?

Menschenopfer waren zur damaligen Zeit keine Seltenheit. Immer wieder wurden Kinder und Jungfrauen einer Gottheit geopfert um sie dadurch gnädig zu stimmen. Abraham hat Gott aber eigentlich anders erfahren. Als einen dem Leben zugetanen, einen das Leben ermöglichenden, schützenden und fördernden. Sollte er sich geirrt haben?

Es geht in dieser Geschichte nicht so sehr um die Grausamkeit Gottes als um den Glauben, den Abraham hat. Er glaubt, vertraut und hofft, dass Gott alles zum Guten wendet. Abraham setzt diesen Schritt des Vertrauens.
In dieser Geschichte treffen sich Gottesbilder. Da ist das Bild vom grausamen Gott, der das Leid des Menschen nicht nur zulässt, sondern auch will. Und da ist das Bild vom Gott der eingreift, der sich mit dem Menschen verbündet.
Wir könnten uns jetzt bequem für das zweite Bild von Gott entscheiden. So ist er.
Aber dürfen wir IHN, den Unbegreiflichen, auf ein Bild reduzieren? Im ersten Gebot heißt es, dass wir uns kein Bild von Gott machen sollen.

Als Priester wird man oft mit Leid konfrontiert und man wird dann sprachlos. Ja, warum greift Gott nicht ein, warum lässt er das zu? Ich möchte Ihnen heute eine Geschichte erzählen, die mir ein wenig geholfen hat, dieses Schweigen Gottes zu verstehen.

Legende von Haakon

Eine alte Norwegische Legende erzählt von einem Mann namens Haakon, der immerzu über eine Abbildung des gekreuzigten Christus nachdachte. Dieses Kreuz war sehr alt, die Menschen kamen zu ihm und beteten mit großem Glauben. Viele beteten zu Christus um ein Wunder.
Eines Tages wollte Haakon, der Eremit, Ihn um einen Gefallen bitten. Von einem Gefühl der Großzügigkeit, Güte und Liebe getrieben, kniete er vor dem Kreuz und sagte:
„Herr, ich will für Dich leiden und sterben. Lass mich Deinen Platz einnehmen. Ich will ... Du sein am Kreuz“. Und er blieb dort, die Augen auf Ihn gerichtet, als erwarte er eine Antwort.
Der Herr öffnete die Lippen und sprach. Seine Worte fielen vom Himmel, flüsternd und ermahnend: „Mein treuer Diener, Ich werde dir deinen Wunsch erfüllen, aber nur unter einer Bedingung“.
„Welche, Herr? Ist es eine schwierige Bedingung? Ich bin bereit sie mit Deiner Hilfe zu erfüllen, Herr“ antwortete der alte Eremit.
„Hör zu: Was auch geschehen mag und egal was du sehen magst, du mußt immer im Schweigen verharren.“ Haakon versprach: „Das verspreche ich Dir, Herr!“ Und sie machten den Tausch. Niemand hatte den Handel bemerkt. Niemand erkannte den Eremit, der ans Kreuz genagelt war.
Lange Zeit hielt er sein Versprechen und sprach nie mit jemandem. Aber eines Tages, DA KAM EIN REICHER MANN. Nachdem er gebetet hatte, ließ er seinen Geldbeutel dort liegen.
Haakon hat ihn gesehen und schwieg. Er hat auch nicht gesprochen als der Arme, der zwei Stunden später vorbeikam, den Geldbeutel des Reichen an sich nahm und ihn behielt. Und er blieb auch still, als kurze Zeit später ein junger Mann kam, sich vor ihm hinkniete, und um seine Gnade für eine lange Reise bat.
Dann kam der Reiche zurück und suchte nach seinem Geldbeutel. Und weil er ihn nicht fand, dachte er der junge Mann hätte ihn genommen. Wütend schrie der Reiche den jungen Mann an: „Gib mir den Geldbeutel den du mir gestohlen hast!“
Der junge Mann antwortete: „Ich habe keinen Geldbeutel gestohlen“!
Der Reiche sagte: „Lüge nicht, gib ihn mir sofort zurück!“
Der junge Mann bekräftigte: „Ich sage Ihnen, ich habe niemandem einen Geldbeutel genommen.“ Der Reiche fing an, wütend auf ihn einzuschlagen. Dann wurde die Luft von einer kraftvollen Stimme erfüllt: „Halt!“
Der Reiche schaute nach oben und sah, daß die Figur mit ihm sprach. Haakon konnte nicht schweigen. Er rief vom Kreuz herab, verteidigte den jungen Mann und schimpfte den Reichen wegen der falschen Beschuldigung. Der Reiche war erstaunt und ging weg.
Der junge Mann ging auch weg, weil er in Eile war, mit seiner Reise zu beginnen.
Als das Kreuz wieder allein war, kam Christus zu seinem Diener und sagte zu ihm: „Komm vom Kreuz herunter. Du bist es nicht wert, meinen Platz einzunehmen. Du warst nicht fähig, das Schweigen zu halten.“
„Herr“, sagte Haakon, „Wie konnte ich eine solche Ungerechtigkeit zulassen?“
Jesus nahm seinen Platz am Kreuz wieder ein und der Eremit stand unter dem Kreuz. Der Herr sprach: „Du wußtest nicht, daß es für den Reichen gut war, seinen Geldbeutel zu verlieren, denn in ihm trug er Geld mit der Absicht eine sexuelle Sünde mit einer Jungfrau zu begehen. Wohingegen es dem Armen geholfen hat, weil er in seiner bitteren Armut das Geld dringend nötig hatte.
Es wäre besser gewesen, wäre der junge Mann von dem Reichen in seinem Unverständnis zusammengeschlagen worden. In dem Fall wäre er nicht auf die Reise gegangen.
Siehst Du, jetzt ist er vor ein paar Minuten im Schiffswrack gestorben. Du hast all diese Dinge nicht gewußt. ICH SCHON. Deshalb schweige ich.“ Und der Herr schwieg wieder.
Oft fragen wir uns: Warum antwortet Gott auf unsere Gebete nicht …Warum schweigt Gott?
Viele von uns möchten, daß Er unseren Wünschen und Vorstellungen entsprechend antwortet... aber Gottes Wege sind anders. Er kennt die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft (Hebr 13, 8). Gott antwortet auch in der Stille... wir müssen bereit sein auf Ihn zu hören und auf Ihn zu warten.
verwandter Link:
Predigt zum 2. Fastensonntag B 2015

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